Austria

Kein österreichisches Unternehmen des Travel Smart Rankings präsentiert glaubwürdige Pläne zur Reduktion von Emissionen durch Geschäftsflüge

March 15, 2023
Österreichs größte Firmen verabsäumen es, Ziele im Hinblick auf Dienstflüge zu setzen

Die zweite Ausgabe einer Rangliste zu Geschäftsreisen von The Travel Smart Campaign zeigt, dass sich bisher keines der betrachteten österreichischen Unternehmen Ziele gesetzt hat, um durch Dienstflüge verursachte Emissionen zu reduzieren.   

Weltweit betrachtet, haben sich nur 50 von 322 Unternehmen Ziele für die Verringerung der Emissionen von Geschäftsreisen gesetzt. Von den Unternehmen, die sich Ziele gesetzt haben, erfüllen nur vier Unternehmen den “Goldstandard”, d. h. sie berichten über die Emissionen von Flugreisen und verpflichten sich, diese bis 2025 oder früher um 50 % oder mehr zu reduzieren. Dabei handelt es sich um Novo Nordisk (Pharmazeutika, Dänemark), Swiss Re (Finanzen, Schweiz), Fidelity International (Finanzen, Großbritannien) und ABN Amro (Finanzen, Niederlande).

Bisher haben die betrachteten österreichischen Unternehmen nur allgemeine Ziele, aber keine spezifischen Ziele zur Reduktion von Geschäftsreisen mit dem Flugzeug. 

Aus dem bis dato ersten Bericht über Nicht-CO2-Emissionen aufgrund von Geschäftsflügen ist ersichtlich, dass 40 Unternehmen vorbildlich sämtliche Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit Dienstflügen offenlegen.  Die Pharma-Riesen AstraZeneca und Pfizer sowie die Beratungsfirmen BCG und Deloitte sind wegweisend, indem sie die kompletten Auswirkungen von Flügen in ihren Berichten berücksichtigen.  Sechs von neun österreichischen Unternehmen berichten zwar über CO2-Emissionen durch Flug- oder Geschäftsreisen, kein Unternehmen zeigt aber die Nicht-CO2-Emissionen auf. 

Die Auswirkungen von Geschäftsreisen auf das Klima gehen über CO2-Emissionen hinaus.  Neben CO2 stoßen Flugzeugtriebwerke noch andere Gase – Stickoxide, Schwefeldioxid und Wasser – sowie Feinstaub (Ruß) aus.   Diese werden üblicherweise als Nicht-CO2-Emissionen bezeichnet; man schätzt, dass sie für zwei Drittel der durch den Flugverkehr verursachten Klimaerwärmung verantwortlich sind.  Dennoch erwägen nur sehr wenige Unternehmen die Gesamtfolgen von Geschäftsflügen, indem sie auch die Nicht-CO2-Auswirkungen einbeziehen.  

VCÖ-Expertin Lina Mosshammer stellte fest: „Viele Unternehmen beachten  die Schäden, die durch Dienstflüge verursacht werden, nicht. Geschäftsflüge sind aber ein wesentlicher Faktor, um den Klimawandel in Angriff zu nehmen.  Nur wenige Spitzenreiter halten sich an die Wissenschaft, indem sie Nicht-CO2-Emissionen berichten – der verborgene Teil des Eisbergs, wenn es um die vollständigen Klimaauswirkungen des Flugverkehrs geht.“   

Volkswagen, KPMG und Johnson & Johnson sind die drei größten Emittenten laut dem Travel Smart Ranking, die sich bisher kein Ziel für die Reduzierung ihrer Reiseemissionen gesetzt haben. Die Festlegung solcher Ziele ist jedoch notwendig und möglich. Unternehmen ähnlicher Größe und Branche wie McKinsey, Deloitte und AstraZeneca haben dies bereits umgesetzt.

Die Studie zeigt Folgendes: Wenn 10% der Unternehmen – die größten Emittenten in der Rangliste – eine Reduktion von 50 % anvisieren würden, wäre bereits die Hälfte des globalen Ziels, d.h. minus 50 % der Emissionen infolge von Geschäftsflügen bis 2025, erreicht.  Die Reduzierung von Emissionen des Flugverkehrs ist heute wichtiger denn je, wenn wir die globale Erwärmung auf 1,5°C beschränken wollen. 

Was das kritische Jahrzehnt bis 2030 betrifft, ist der beste Weg zur Reduktion von Flug-Emissionen weniger fliegen, da die Planung für den Ausbau von nachhaltigen Treibstoffen und emissionsfreien Flugzeugen derzeit auf nach 2030 verweist und Kompensationen die Emissionsreduzierung nicht ersetzen können.  

Die Rangliste kommt ein Jahr nach der Einführung des bundesweiten „KlimaTicket” durch die österreichische Regierung. Es ermöglicht den Bürgern, ein Jahr alle Linienverkehre (öffentlicher und privater Schienenverkehr, Stadtverkehre und Verkehrsverbünde) in einem Bundesland oder in ganz Österreich für maximal 3 Euro pro Tag zu benutzen.  Das hilft nicht nur Pendelnden, ihre monatlichen Ausgaben zu reduzieren. Die Regierung hat ausdrücklich betont, dass sie zur Erreichung der Pariser Klimaziele beitragen möchte, indem sie die Nutzung von CO2-armen Verkehrsträgern als Alternative zu Autos und Kurzstreckenflügen fördert. 

Die Travel-Smart-Kampagne ruft österreichische Unternehmen auf, sich ehrgeizige Ziele hinsichtlich der Verringerung von Emissionen durch Geschäftsreisen zu setzen, indem sie, wenn möglich, vom Flug- auf Bahnreisen umstellen und Videokonferenzen den Vorzug vor Langstreckenflügen geben.  

Die Schlussfolgerung von Lina Mosshammer: „Mit der Reduktion von Geschäftsreisen können Emissionen maßgeblich reduziert werden – Österreichs größte multinationale Konzerne müssen daher  in dieser Hinsicht Maßnahmen ergreifen.  Das lässt sich heute leichter denn je verwirklichen: Von Bahnreisen bis  Videokonferenzen gibt es viele Möglichkeiten, um Flüge zu vermeiden.“ 

Hinweis für Redakteure:  

Die Travel-Smart-Kampagne mit einem jährlichen Unternehmens-Ranking zu nachhaltigen Geschäftsreisepraktiken, wurde 2022 von Transport & Environment, gemeinsam mit einer Koalition von globalen Partnern, ins Leben gerufen. Die Kampagne soll Unternehmen motivieren, ihre Emissionen im Zusammenhang mit Dienstreisen bis 2025 (oder früher) um mindestens 50% der Werte vor Covid zu reduzieren. 

Das Travel-Smart-Ranking reiht 322 Unternehmen aus den USA, Europa und Indien gemäß 10 Indikatoren in Bezug auf ihre durch Flugreisen verursachten Emissionen sowie ihre Reduktionsziele und -berichte.  Die weltweit größten Vielflieger aus den 17 Ländern des Rankings machen einen beträchtlichen Teil des globalen Geschäftsreiseverkehrs aus.  Die Analyse verdeutlicht, dass gewisse globale Unternehmen noch erhebliche Anstrengungen unternehmen müssen, um die Emissionen infolge von Geschäftsreisen zu reduzieren.  Die Unternehmen erhalten Benotungen von A bis D.  Im diesjährigen Ranking qualifizierten sich 11 Unternehmen für die Note A, 38 erhielten ein B, während die überwiegende Mehrheit (212) mit C benotet wurde. 61 Unternehmen mussten sich mit einem D zufriedengeben.  

(1) Laut Emissionsberichterstattung 2019

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