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Weltweit sinken Geschäftsreisen seit 2019 deutlich – viele deutsche Unternehmen hinken dem positiven Trend hinterher

April 1, 2025
Ranking zeigt: Bosch und BMW mit enttäuschender Bilanz bei Flugreisen - Allianz gehört zu Vorreitern.

Berlin (1. April 2025). Die Geschäftsflugreisen von 239 der weltweit größten Unternehmen sind zwischen  2019 und 2023 um insgesamt 34 Prozent gesunken. Das ist ein Ergebnis der vierten Auflage des Travel  Smart-Ranking, erstellt von der europäischen Umwelt-Dachorganisation Transport & Environment, bei der  Germanwatch Mitglied ist. Globale multinationale Unternehmen zeigen mit diesem Trend, dass eine  dynamische Geschäftsentwicklung mit einer deutlichen Verringerung von Geschäftsreisen per Flugzeug einhergehen kann. Doch noch bleiben zentrale Hindernisse: Fast die Hälfte (44 Prozent) der Unternehmen  im Ranking haben immer noch kein Reduktionsziel für Geschäftsreisen. Mehr Fortschritte sind also  möglich. Und: Wichtige deutsche Konzerne hinken dem positiven Trend hinterher, zum Beispiel Bosch und  BMW. Dabei geht es auch anders, wie etwa die Allianz zeigt.

 

Vielflieger ohne Reduktionsziele sollten sich Trend anschließen 

Das Fehlen von Reduktionszielen ist besonders besorgniserregend bei den Unternehmen, die zu denen  mit den höchsten Flugemissionen gehören. Das Ranking hebt 25 globale Unternehmen hervor, die den  größten CO2-Fußabdruck von Geschäftsreisen, aber keine Reduktionsziele haben. Bosch gehört zu dieser  Liste. Diese 25 Unternehmen haben seit Jahren keine glaubwürdigen Schritte zu Flug-Reduktionszielen  unternommen, obwohl ihre Flüge jährlich insgesamt 6,9 Millionen Tonnen CO2 emittieren. Dies entspricht  48.000 Einzelflügen von Paris nach New York.  

Die Bilanz von Bosch in Bezug auf Geschäftsreisen ist besonders enttäuschend: Die Reiseemissionen liegen  2023 sogar über dem Niveau von 2019 (plus 3 Prozent). Auch BMW – einer der weltweit größten  Emittenten bei Flugreisen – bleibt mit einer Reduktion von 11 Prozent im internationalen Vergleich im  Rückstand. Denise Auclair, Leiterin von Travel Smart, sagt: “Viele große Unternehmen in Deutschland  hinken denen in Frankreich und Großbritannien hinterher, wo sich Unternehmen als fortschrittlicher  erweisen. Nur drei deutsche Unternehmen – Allianz, Roland Berger und Simon-Kucher – haben spezifische  Ziele zur Begrenzung von Reiseemissionen, während es in Frankreich zehn und in Großbritannien elf sind.” 

Positive Beispiele aus Deutschland sind die Allianz und mit Abstrichen Siemens. Die Allianz setzte sich 2020  das Ziel, ihren Reise-Fußabdruck bis 2025 um 40 Prozent zu reduzieren, und hält seit einigen Jahren  Meetings wann immer möglich virtuell ab. Nach Unternehmensangaben sind die Flugemissionen bis 2023  um 44 Prozent pro Mitarbeiter gesenkt worden. Siemens reduzierte seine Emissionen aus Geschäftsreisen  zwischen 2019 und 2023 um 37 Prozent. Allerdings hat Siemens noch keine klaren Ziele zu  Geschäftsreisen, die sicherstellen könnten, dass sich dieser Trend dauerhaft stabilisiert.

Anja Köhne, Referentin für klimaneutralen Flugverkehr bei Germanwatch, sagt: „Der Wandel zu weniger  Geschäftsflügen ist international klar sichtbar. Viele Unternehmen erzielen dadurch auch Einsparungen  und zeigen, dass gerade bei diesem Thema Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand gehen können. Jedoch gibt es in Deutschland bisher zu wenige Positiv-Beispiele. Es ist an der Zeit, dass die  Vielflieger unter den Unternehmen Reduktionsziele für Flugreisen nennen und umsetzen. Die Begrenzung  der Emissionen aus Geschäftsreisen ist eine der schnellsten und einfachsten Lösungen für Unternehmen,  um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und die Attraktivität ihrer Arbeitsplätze zu steigern.“ 

 

Konkrete Ziele führen zu wirksameren Reduktionen 

“Das Ranking zeigt deutlich: Unternehmen, die sich Ziele setzen, erreichen im Durchschnitt signifikantere  Reduktionen der Emissionen aus Geschäftsreisen”, betont Denise Auclair. Unternehmen mit spezifischen  Zielen für Flugreisen reduzierten ihre Emissionen seit 2019 um im Schnitt 48 Prozent. “Angesichts dieser  gut belegten Erkenntnis ist es unverständlich, dass sich in Deutschland so wenige Unternehmen derartige  Ziele setzen”, bedauert Anja Köhne. Zum Vergleich: Unternehmen mit allgemeineren Klimazielen, die  unspezifisch auch Geschäftsreisen umfassen, erzielten eine Reduktion von nur 35 Prozent. Unternehmen  ohne jegliche Reduktionsziele für Geschäftsreisen reduzierten ihre Emissionen nur um 28 Prozent. 

In diesem Jahr begannen fünf weitere Unternehmen damit, die vollen Klimaauswirkungen ihrer  Geschäftsreisen zu erfassen, indem sie auch Nicht-CO2-Emissionen einbezogen. Weltweit machen dies  bislang nun 49 Konzerne – darunter jedoch nur zwei deutsche Unternehmen, Simon-Kucher und Bayer.  

 

Hintergrund

Das Travel Smart Ranking bewertet 326 US-amerikanische, europäische und indische Unternehmen  anhand von elf Indikatoren, die sich auf Flugemissionen (von 2023), Reduktionsziele und Berichterstattung  beziehen. Die Unternehmen erhalten eine Bewertung von A, B, C oder D. In diesem Jahr erhielten international 21 Unternehmen die Note A und 35 die Note B, während die überwältigende Mehrheit (242)  mit C bewertet wurde. 28 Unternehmen erhielten eine D-Bewertung. Von den deutschen Unternehmen  erhielt keines die Note A, 10 Prozent Note B, 77 Prozent Note C und 13 Prozent bekamen die schlechteste  Bewertung D. Deutsche Unternehmen schneiden damit vergleichsweise schwach ab. 

Die eingangs der PM genannte insgesamt 34-prozentige Reduktion der Emissionen basiert auf einer  Analyse der Geschäftsreise-Emissionen von 239 Unternehmen (von 326 im gesamten Ranking), die Daten  für 2023 veröffentlicht haben, welche einen Vergleich mit den Daten von 2019 ermöglichen. 

Die Travel Smart-Kampagne ist eine weltweite Initiative, um Unternehmen zu unterstützen, sich auf  notwendige Geschäftsreisen zu begrenzen und ihre Emissionen zu reduzieren, während gleichzeitig  nachhaltige Reisemöglichkeiten gefördert werden. Die Kampagne fordert Unternehmen auf, sich Ziele zur  Verringerung ihrer Flugemissionen um mindestens 50 % für den Zeitraum 2025-2030 zu setzen. Dieses Ziel  basiert auf einer umfassenden Analyse von T&E, die zeigt, dass eine 50%ige Reduktion der Emissionen aus  Geschäftsreisen in diesem Jahrzehnt notwendig ist, um die Luftfahrt im Rahmen eines 1,5°C-kompatiblen  Pfads zu halten.

 

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